Fast 2 Jahre nach der Operation
Ich habe nun die fünfte Nachsorgeuntersuchung im April hinter mir und bin glücklich, weiterhin vorwiegend Positives berichten zu dürfen.
Meine Nachsorgeuntersuchungen vom April 2009:Die Untersuchungen bestanden wieder aus einer Magenspiegelung und einer MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie). Bei beiden Untersuchungen konnte nichts Nachteiliges festgestellt werden. Da ich eine Allergie gegen das CT (Röntgen-Computertomographie)-Kontrastmittel habe, wird bei mir ein MRT gemacht. Darüberhinaus hat das MRT den Vorteil, den Körper keiner Röntgenstrahlenbelastung auszusetzen. Wieweit das starke Magnetfeld des MRT den Körper schädigt kann ich nicht beurteilen, es scheint jedoch nach meinen Informationen weitaus unbedenklicher zu sein als die Belastung durch Röntgenstrahlen eines CT, welche um ein Vielfaches höher ist als die Belastung bei einer normalen Röntgenaufnahme.Allerdings wurde ich darauf aufmerksam, dass bei einer MRT Untersuchung nur der Bereich des Rumpfes zwischen Brustkorb und Becken (Abdomen) untersucht wurde. Die Untersuchungen des Brustbereiches (Thorax) werden mit einem MRT nicht gerne durchgeführt, weil die Qualität der Bilder nicht besonders gut ist. Da aufgrund meiner Informationen im Internet der Speiseröhrenkrebs aber auch häufig dazu neigt in die Lunge zu metastasieren, halte ich eine Untersuchung des Brustbereiches (Thorax) für wichtig. Ich habe mit meinem mich betreuenden Onkologen darüber gesprochen und wir haben uns darauf geeinigt, die nächsten Untersuchungen mit einer Röntgenaufnahme des Brustbereiches (Thorax) zu ergänzen.Bevor ich nun mit der Schilderung meiner noch verbliebenen Gesundheitsprobleme beginne möchte ich anmerken, dass der Maßstab meiner Lebensqualität sich mittlerweile fast an einem wirklich gesunden Menschenleben orientiert. Wenn die große Operation erst ein paar Monate zurückliegt ist die Messlatte an Lebensqualität und Alltagstauglichkeit natürlich eine viel bescheidenere:1. Mein größtes Problem ist der nächtliche Reflux, wenn der Speisebrei in die Luftröhre kommt und einen Erstickungsanfall hervorruft. Die Verschlussmuskulatur der Speiseröhre ist ja nach meiner Operation nicht mehr vorhanden. Mir ist dies zum Glück nicht oft passiert, aber wenn es vorkam musste ich nachts stundenlang würgen um die Luftröhre wieder freizubekommen. Das ist mit Todesangst verbunden und SEHR UNAGENEHM! Betrunkene ersticken oft auf diese Weise an Ihrem eigenen Erbrochenen und bekommen es aufgrund der vorher eingetretenen Bewustlosigkeit (hoffentlich) nicht mit. Ich hatte schon mein Bett und Kissen auf eine Neigung von 40 Grad aufgebaut und war in einer Nacht dennoch mit einem Refluxanfall aufgeschreckt. Ich fragte mich, wie hoch ich das Bett noch stellen muss, um einen weiteren Reflux zu verhindern. Sollte ich erwägen im Sitzen zu schlafen? Bei genauer Überlegung wurde mir jedoch klar, dass es nicht die Schwerkraft sein kann, welche den Mageninhalt in die Speiseröhre hochlaufen lässt. Schließlich mache ich tagsüber auch meine Aufwärmgymnastik im Liegen und es steigt mir keinerlei Magensaft die Speiseröhre hoch. Folglich kann es nur so sein, dass der Speisebrei nachts hochgedrückt wird, um die 40 Grad Steigung zu überwinden. Ich habe dies mit einem meiner Onkologen besprochen und bekam den wertvollen Hinweis, dass das Zwerchfell daran beteiligt sein könnte, welches, wenn es in einem zu hohen Neigungswinkel eingeknickt wird, erst recht den Mageninhalt nach oben drückt. Er empfahl mir einen Neigungswinkel von 10-15 Grad und MCP Tropfen. Ich habe mein Bett nun mit einer Neigung von 15 Grad aufgestellt und passe vor dem Schlafengehen noch besser auf, dass ich nicht zu spät etwas esse. Bis jetzt habe ich noch keinen Refluxanfall gehabt und kann nur sagen, dass die 40 Grad wohl nichts brachten – ganz davon abgesehen lässt es sich so viel besser schlafen. Ach ja, die MCP Tropfen habe ich mir erspart ;-)2. Beschwerden macht mir noch immer mein Rücken, welcher nach länger als 1 Stunde aufrecht Stehen oder Laufen ermüdet. Dieses Problem kannte ich aus meinem „früheren Leben“ (vor der Operation) nicht. Ich mache jetzt mein kleines Hanteltraining etwas intensiver und habe das Gefühl, dass sich mein Rücken bessert. Auf die Dauer aber müsste ich die Muskulatur ausdauernder trainieren, dass ich auch wieder länger stehen kann. Ich habe vor wieder Schwimmen zu gehen, um dies zu erreichen. Mit meinem Behindertenausweis bekomme ich auch eine ordendliche Ermäßigung von meinem Schwimmbad, sehr schön – danke an meine Stadt!3. Meine noch im letzen Sommer festgestellte Magenentzündung hat sich nun (Ergebnis meiner letzten Magenspiegelung vom April) verflüchtigt, OHNE dass ich irgendwelche zusätzlichen Medikamente eingenommen hatte. HÄTTE ich welche eingenommen, so würde ich nun im Glauben an deren Wirksamkeit diese bis an das Ende meiner Tage einnehmen. So kann ich mir das sparen – Ausprobieren, ob es ohne Medikamente geht bringt auch was!4. Ich kann fast alles essen (nur Milch fällt schwer) und das Dumping nach dem Essen ist spürbar zurückgegangen. Ich vermeide Alkohol, scharfe und zu heisse Speisen und Getränke. Nach einem üppigeren Essen muss ich mich aber zum Verdauen etwas Hinlegen. Ich wiege morgens nur netto 63,8 kg. Weiteres Zunehmen ist mit dem mir verbliebenen Magen allerdings fast unmöglich und ich möchte nicht mit Völlerei nächtliche Refluxattacken provozieren, nur um ein paar Kilo zuzunehmen.Mein allgemeines Befinden ist schon wirklich gut. Viel verdanke ich auch meinem Hanteltraining, welches dazu beigetragen hat die geschwächte Muskulatur meines Körpers zu stärken (Kniebeugen und Bankdrücken mit jeweils 3 Sätzen mit 50 kg bei 12-16 Wiederholungen – wie zu meiner Zeit vor der OP!). Es ist nahezu ideal, um sich nach dieser Operation wieder aufzubauen, da es keine allzugroßen Anforderungen an die Ausdauer der geschwächten Lunge stellt und dennoch den Körper und die Haltung sehr stabilisiert. Es kann zu Hause alleine gemacht werden, kostet nicht viel und schüttet jede Menge Glückshormone aus – Was kann man mehr erwarten von einer Sportart nach einer schweren Operation?